Zwicker Shannon

24. August – 21. September 2019

♀ – Positionen zeitgenössischer Künstlerinnen mit Anna -Tia Buss, Alina Kopytsa, Muda Mathis und Sus Zwick, Maura Wittmer, Shannon Zwicker

Das gemeinsame Ausstellungsprojekt von o.T. Raum für aktuelle Kunst und PTTH://präsentiert sechs Künstlerinnen aus verschiedenen Generationen, deren Arbeitensich im Diskurs um feministische Themen verorten lassen. Dabei möchte die Ausstellungfrauenspezifische und politische Fragen aufwerfen und zur Diskussion stellen:Es geht um Künstlerinnen, aber auch um Ausstellungsmacherinnen, Galeristinnen,Kunstkritikerinnen, Kunsthistorikerinnen, kurz – um Frauen in der Kunst.

Shannon Zwicker

Amorphe Farb-Kompositionen bevölkern Shannon Zwickers hochformatige Leinwände – so als wäre die flüssige Farbmasse wie zufällig erstarrt. So, als würde eine unsichtbare Energie die weder gänzlich abstrakten noch sichtbar figurativen fluiden Formen kurzzeitig in diesem Zustand des Verharrens festhalten. Zwischen dichter, deckender Materie öffnet sich der Bildraum immer wieder in skulpturale Sphären. Farb-Material wurde Strich für Strich aufgebaut, um die Formen anschliessend mit weiteren Linien oder Flächen herauszuschälen. Knallig leuchtende Farbflecken treten dunklen Flächen entgegen. Wollen uns die Löcher einen Eingang in eine verborgene Innenwelt andeuten, einen möglichen Zugang zu unseren eigenen Emotionen, Sehnsüchten oder Abgründen? Die kreis- förmigen Öffnungen – mal eher unauffällig in den Bildraum integriert, mal mit gelber Spraydose keck markiert – bilden Anziehungspunkte für den Blick der Betrachter/innen. Die Serie mit dem Titel „Prosciutto sugli occhi“ (italienischer Ausdruck für Verliebtsein, ähnlich wie im Deutschen „eine rosarote Brille aufhaben“) entstand anschliessend an den Atelieraufenthalt der Künstlerin in der italienischen Küstenstadt Genua.

Intuitiv aber doch bewusst komponiert erzählen die von einem rosa-rötlichen Farbton durchzogenen Bilder von Sehnsucht und Begehren, von Sinnlichkeitund Berührung. Wie eine Haut legen sich die Farbflächen mal leicht durchsichtig, mal dicht aufeinander geschichtet über die Leinwand. Hier wird die gemalte Haut – etwas veraltet definiert als klare Grenze zwischen Innen und Aussen, zwischen Subjekt und Objekt – zur Oberfläche und Projektionsfläche des im Innern Verborgenen, sie wird durchlässig. Unsere Haut verbirgt und schont, entdeckt und verrät, schirmt ab und setzt uns gleichermassen „fremden“ Blicken aus. In diesem Sinne wird in Shannon Zwickers Arbeit die Leinwand selbst zur Haut, in der sich Erinnerungen und Eindrücke manifestieren. Eine nackte Haut, welche in der Geschichte der Malerei viel zu oft dem begehrenden männlichen Blick ausgesetzt wurde, und die sich die Künstlerin in ihrer Arbeit zurückerobert und wieder aneignet.