Bättig Ester

30. August bis 3. Oktober 2010
Bättig Ester___Räumlichkeiten

 

„Es ist eine eigenwillig entfernte Gegenständlichkeit, die das Schauen herausfordert“, so umschreibt Isabel Zürcher das Schaffen der 1961 in Zürich geborenen und heute in Luzern lebenden Künstlerin Ester Bättig. In kräftigen Rot- und Blautönen leuchten die Gouachefarben auf dem makellos weissen Papier und umschreiben in rechteckigen Formen das ebenfalls rechteckige Zentrum, seinen ruhenden Kern. Ester Bättigs Zeichnungen sind aufs äusserste reduziert und leben von einer inneren Spannung, die sich zuweilen gar als Faltung des Blattes entlädt. Oft bleiben die Formen auch geometrisch klar und doch organisch. Trotz ausgewogenen Proportionen ist auf den Blättern, die keinerlei Spuren von Vorzeichnung zeigen, nichts errechnet. Alles ist erfühlt und mit einer Sicherheit, die man traumwandlerisch nennen möchte, auf die Fläche gesetzt. Die Formen erinnern zuweilen an Bilderrahmen, an einen Fernseher oder an ein Fenster. Doch der Rahmen ist leer, der Blick durchs Fenster zeigt nichts. Stets sehen wir eine Leere, die aber erst durch die Begrenzung eines Rahmens als Leere empfunden wird. Zwischen Leere und Fülle oszillierend hat Ester Bättig in den vergangenen Jahren mit grosser Konsequenz ein Werk entwickelt, das sich der verbalen Vereinnahmung entzieht und das jene Öffnungen andeutet, die das Sehen zum eigentlichen Erleben werden lassen. Ester Bättig präsentiert im o.T. Raum für aktuelle Kunst zwei grosse neue Malereien auf Papier.


„Für diesen kleinen Raum habe ich meine bisherigen Mittelformate um ein Mehrfaches vergrössert und schaute zu, was dabei passiert. Es zeigt sich eine inhaltliche Radikalisierung und mit Vorliebe wird das Thema der Mitte weiter inszeniert, variiert und vertieft. Zeichnen und Malen geschehen dabei in einem Dialog von Planung und Zufall. Entstanden sind eine Art Mandalas oder schwebende Bubbles, die lose von den Wänden hängen. Gleichzeitig sind es Blickfänger, die von der Wand knallen und alle Aufmerksamkeit anziehen. Sie funktionieren als Energiefelder und fokussieren häufig einen offenen Innenraum. Zelebrierte Leerstellen oder Möglichkeitsräume werden von Bordüren, Verzierungen oder Linienkreisen gehalten, die wie Schallwellen über die Randzonen hinausflimmern. Die abgerundeten Ecken und sich wölbenden Kanten lassen die bis zu 1.75 Meter breiten Papiere zu Objekten werden, die in den Raum ausgreifen.
Das kleine Holzkästchenbild an der gegenüberliegenden Mauer mit der vorgelagerten Wandschräge hängt intim und eingemittet in einem angedeuteten Balkengeviert, das durch diese Platzierung zu einer Art stellvertretendem Bildrahmen oder einer Einfassung wird. Der blaue Punktraster erinnert an die Segnungspunkte, mit denen im Christentum gemäss einem alten Ritual der Leib zum Schutz vor Ungemach markiert wird.“