Anwander Maria

2. Oktober bis 14. November 2015
Anwander Maria___Exploiting the Creative Crises

Die Künstlerin Maria Anwander präsentiert im o.T. Raum für aktuelle Kunst ein Ausstellungsprojekt mit mehreren unterschiedlichen Arbeiten. Der Ausstellungstitel Exploiting the Creative Crisis (Das Ausschöpfen der künstlerischen Blockade) gibt das Konzept vor, wonach sich alle Arbeiten in der Ausstellung orientieren.
Die Künstlerin thematisiert in ihrem Ausstellungsprojekt die Erwartungshaltung unserer Gesellschaft an die Kunstschaffenden, unerschöpflich und stetig Ideen und Arbeiten zu produzieren und würdigt mit ihren Arbeiten im o.T. Raum für aktuelle Kunst die Pause und die Reduktion. „Das Ausschöpfen der künstlerischen Blockade“ fragt danach, wann ein Gedanke zur Realisation kommt und wie die Lücken in der künstlerischen Produktion aussehen könnten. Neun mehrheitlich mit wenig oder bescheidenem Materialaufwand realisierte Arbeiten versuchen darauf eine Antwort zu geben. Dabei spielen die gesetzten Titel und die Vorstellungskraft der Betrachter/innen eine entscheidende Rolle. So zeigt die Arbeit mit dem Titel Material for a sculpture that the artist decided better not to realize ausschliesslich einen Haufen von Modell-Gips auf einem mit Klebeband markierten Feld auf dem Boden des Ausstellungsraums. Die Besucher/innen sind aufgefordert, sich auf die beschriebene Situation einzulassen, sich den Prozess in der Imagination vorzustellen und womöglich ihre eigene Skulptur entstehen zu lassen.
Mit einer spielerischen Herangehensweise und Witz skizziert Maria Anwander das künstlerische Schaffen wie beispielsweise in der Videoprojektion Thinking to Christian Jankowski telepathically, trying to make him show my work at the next Manifest:


Zu sehen ist die Künstlerin selbst wie sie an einem Tisch in einem Atelierraum sitzend versucht, eine telepathische Verbindung mit Christian Jankowski, Künstler und Kurator der Manifesta 2016, aufzunehmen, um ihn zu bewegen, ihre Arbeiten an der Manifesta auszustellen. Die Künstlerin spielt dabei auf eine Videoproduktion anlässlich der Biennale 1999 von Christian Jankowski an, in der er Wahrsagerinnen über seine künstlerische Zukunft und seinen Erfolg an der Biennale befragt und prüft mit einem Augenzwinkern die Kräfte der Telepathie und deren Auswirkungen.
Ein wenig ungewohnt im o.T. Raum für aktuelle Kunst ist die institutionell anmutende Spenderbox mit dem Raumplan beim Eingang zum grossen Raum, eine weitere Arbeit mit dem Titel A little Support fort he Lost Visitor. In Anspielung an die Bedingungen von selbstorganisierten nicht kommerziell geführten Kunsträumen, die meist mit wenig Fördergelder und Ressourcen auskommen müssen, bezeichnet die Künstlerin die Arbeit als Edition, indem sie die Kopien durchnummeriert und signiert – eine kleine Unterstützung, wie der Titel besagt. Das Wort Unterstützung im Titel dieser Arbeit bezieht sich aber nicht nur auf einen möglichen finanziellen Gewinn beim potentiellen Verkauf der Edition. Der Raumplan mit allen Titeln ist gleichzeitig auch die nötige Ergänzung zu den Arbeiten beim Rundgang durch die Ausstellung. Erst die Kurztexte, die die Künstlerin als Titel anfügt, erschliessen die Werke vollständig und machen die Besucher/innen zu Mitwissenden im Umgang mit der kreativen Pause.
Mit Witz und Ironie stellt Maria Anwander den Schaffensprozess im Umgang mit der kreativen Blockade von Künstler/innen vor und lässt gleichzeitig durchblicken, dass die Realität nicht nur von Leichtigkeit und Spielfreude geprägt ist, wie der Schriftzug der Neonarbeit beim Betreten des Kunstpavillons verdeutlicht: „Why Art Now“ und im Ausstellungsraum ergänzt mit „and what for?“.


www.maria-anwander.net