12. November bis 17. Dezember 2011
Witt Anna___not so safe after all
Hervorgetreten ist die 1981 in Wasserburg/Österreich geborene Anna Witt mit provokativen Videoarbeiten. Diese basieren meist auf performativen Aktionen im öffentlichen Raum wie „PUSH“, in der die Künstlerin mit fremden Passanten in Venice Beach die klassische, aus Hollywood-Krimis vertraute Verhaftungsgeste nachstellt. Die Handlungen werden dabei in eine formal strenge Bildsprache übersetzt. Mit ihren körperlich heftigen Interaktionen öffnet Witt neue Perspektiven auf sozio-politische Themenfelder. Ihre performativen Interventionen und Videoinstallationen beschäftigen sich im Grunde mit der Konstruktion kultureller Stereotype und der Positionierung von Individuen innerhalb sozialer Systeme. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen fiktionaler Re-Inszenierung und dokumentarischer Präsentation und beleuchten die Problematik der Subjektbildung in Beziehung zu Identitätspolitik, Kollektivismus und Staatsbürgerrechten.
Die Ausstellung im o.T. Raum für aktuelle Kunst ist ihre erste Einzelpräsentation in der Schweiz.
The Eyewitness (Full-HD Video, 15 min, 2011)
Was sehen wir auf den Bildern, die uns täglich die Welt zeigen? Das ist die Ausgangsfrage der Videoinstallation, in der man die Auseinandersetzung einer Gruppe von Kindern mit Medienbildern aktueller politischer Ereignisse sehen kann. Losgelöst aus dem eigentlichen Kontext geben die Bilder Raum für Wahrnehmungen und Interpretationen aus dem Blickwinkel von Kindern und eröffnen dadurch neue Leseformen.
Die Kinder im Alter zwischen sieben und zehn Jahren wurden mit einer Auswahl an Bildern aus verschiedenen Rubriken (Politik, Wirtschaft, Weltgeschehen) der Medienagentur Reuters konfrontiert. Im Video hört man die Assoziationen der Kinder, in denen sich fragmentarisches Wissen, eigene Erfahrungen und spielerische Fiktion vermischen.
Auf der Bildebene bleibt „The Eyewitness“ fragmentarisch. In langsamen Kamerafahrten werden hauptsächlich Details aus den Bildern abgetastet sowie auch die Kinder meist im Hintergrund bleiben. Die eigentliche Funktion der Bilder, zur „sachlichen“ Vermittlung von Informationen bleibt im Video unerfüllt.
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Marco Ceroli und wurde mit Unterstützung des Museums Goch, Deutschland, realisiert.
Radikal Denken (2-Kanal-Video, 2009)
„Radikal Denken“ porträtiert Personen in einer Wiener Shopping Mall. Sie wurden gebeten, sich Zeit zu nehmen und einen radikalen Gedanken zu fassen. Radikal in dem Sinn, eine Sache privater, gesellschaftlicher oder politischer Natur grundlegend umzudenken. Auf einem Monitor sind die Personen während ihres Denkprozesses zu sehen. Die von den Beteiligten im Anschluss anonym aufgeschriebenen persönlichen Vorstellungen wurden gesammelt und zu einem kollektiven Manifest zusammengestellt. Dieses Manifest ist als Fliesstext auf einem zweiten Monitor zu sehen.