Huber Judith

29. August bis 19. September 2020

Judith Huber und Angela Hausheer___ZUSAMMEN zwischen uns und überhaupt

Im Projekt ZUSAMMEN zwischen uns und überhaupt untersuchen Judith Huber und Angela Hausheer Formen der performativ künstlerischen Zusammenarbeit und ihrer Dokumentation: Was kann «zusammen etwas tun» wörtlich bedeuten? Was verbindet, führt und hält zusammen? Welche Handlungen und Aktivitäten treten dabei zu Tage? Wie zeigen sie sich? Und wie lassen sich Prozesse der Performancekunst festhalten und sichtbar machen?

Diesen Fragen gehen sie im gemeinsamen Projekt ZUSAMMEN nach; ein Ineinanderfliessen von Praktizieren, Reflektieren, Vernetzen und Kooperieren. Der Kunstpavillon wird für drei Wochen zum temporären Arbeits-, Aktions- und Reflexionsraum. Ralph Kühne ist mit der Kamera dabei.

Judith Huber und Angela Hausheer sind beide Performerinnen, Perfomance-Chronistinnen, Kuratorinnen und Netzwerkerinnen. In ihrer künstlerischen Praxis bewegen sie sich seit vielen Jahren im Spannungsfeld zwischen der Konzentration sowie Reduktion auf den eigenen Körper in Bewegung, mit Stimme und als Bild und der Arbeit mit einem Gegenüber oder in der Gruppe. Das Ephemere, Vergängliche ist künstlerisches Mittel. Sprache und Gestus, Körper und Raum sind im Fokus, spannen ein Netz der erlebten Erinnerungen. Immer wieder ist auch die Reflektion und das Weiterdenken des körper-, raum- und zeitbasierten Mediums Performance Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis.

Ein gemeinsames Ausstellungsprojekt von PTTH:// & o.T. Raum für aktuelle Kunst im Kunstpavillon


 

8. September bis 12. Oktober 2008
Huber Judith___rising

Die 1964 in Schottland geborene und in Zürich aufgewachsene Künstlerin Judith Huber lebt und arbeitet in Luzern. Neben Video- und installativen Arbeiten ist Judith Huber vor allem in der Performance Art hervorgetreten. In ihren Performances spielt die Körperlichkeit stets eine zentrale Rolle. Sie kreiert Bilder mit ihrem Körper, die in verschiedene Kontexte gestellt einen Bedeutungswandel erfahren, Denk- und Wahrnehmungsgewohnheiten durchbrechen und neue Geschichten entstehen lassen. „Mit der Ambivalenz visueller Assoziationen spielt auch die Luzerner Künstlerin Judith Huber. Die im doppeldeutigen Titel ihrer Performance „Brut“ angelegte Mischung aus Nestwärme und Gewalt, aus Brüten und Brutalität, vollzieht sich hier allerdings in völliger Simultaneität: Da liegt ein in Hefeteig eingepackter Körper unter wärmendem Rotlicht, eine Art Backofen-Installation, in der ein Mensch sich gewissermassen selbst ausbrütet. Doch auch ganz andere, weniger appetitliche Assoziationen überlagern die Backofen-Dramaturgie: Bilder aus dem Schmudel-TV-Sektor, schockierende Szenen fettsüchtiger Invaliden. Schliesslich wirkt auch hier das Ende der Vorstellung wie eine Enthüllung, ja Entlarvung: Wenn nämlich das zuvor bewegungsunfähige, wie ein Kriechtier hilflos auf dem Rücken liegende und in der eigenen Körpermasse versinkende Wesen sich plötzlich aufrichtet, um sich mühsam, aber mit Grazie aus seinem Hautkokon zu schälen, dann bedeutet auch diese Geburtsszene in all ihrer makabren Schönheit einen weiteren Sieg über den optischen Trash der Medien. NZZ, Sabine Haupt, 2004, „Brut“, La-Bâti-Festival, Genf. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit organisiert und kuratiert Judith Huber mehrere kulturelle Projekte im Bereich Performance, Theater und Literatur wie beispielsweise „Bergwelt und Basistunnel“, 2006, p&s netzwerk kultur, „Kunstexpander 2006“, eine Zusammenarbeit von Theater Tuchlaube und Kunstraum Aarau oder seit 2001 migma Performancetage. Unter dem Titel “rising” präsentiert Judith Huber im o.T. Raum für aktuelle Kunst eine installative Arbeit.


Auf mehreren Holztafeln an der Wand im kleinen Raum von o.T. Raum für aktuelle Kunst sind Farbfelder gemalt, die entweder in ihrer Form an Ausschnitte einer Landkarte oder an wolkenartige, organische Gebilde erinnern. Judith Huber nennt diese geformten Farbflächen Ablagerungen. Es sind Bilder angesammelter Emotionen, die durch besondere Eindrücke und Ereignisse hervorgerufen werden. „Die Inspirationsquellen dieser Wandarbeit waren indische Reisfelder, der indische Himmel, das Lebensgefühl während dieser Reisezeit.“ Die streng angelegte Bodenarbeit aus Reiskörnern vor der Wand zieht eine direkte Verbindung von den „Ablagerungen“ an der Wand zu den auf dem Boden liegenden Staubbildern, einer Serie von fünf Fotoarbeiten. Auf Staub bedeckten, dunklen Oberflächen sind staubfreie, runde und eckige Flächen zu sehen, die durch Gegenstände, die zuvor darauf Platz gefunden haben, entstanden sind. „Ich sage ihnen Hausaltare. Orte zu Hause, an denen Gegenstände stehen, die einen besonderen Wert haben und Erinnerungen wecken. Nicht die Gegenstände selber sind wichtig, sondern die Geschichten dazu. Während meiner Reise, auf der ich Eindrücke sammelte und nach Hause brachte, hat sich auf meinen Hausaltaren Staub angesammelt. Es sind Ablagerungen während meiner Abwesenheit, es sind bereits vorhandene Geschichten, die sich weiterentwickeln, wenn ich unterwegs bin. Die Leerstellen, die entstehen, wenn die Gegenstände entfernt werden, sind Platzhalter dafür. Der Staub bringt sie zum Vorschein.“
Genauso wie der Staub bringen auch die dünn ausgelegten Reiskörner auf dem Boden Leerstellen zum Vorschein, sie schaffen Platz für Geschichten, für individuelle Eindrücke und Emotionen.
Sind es einerseits mittels Farb und Form umgesetzte Lebensgefühle, die sich verbildlichen und ablagern, so sind es andererseits Leerstellen für Geschichten, die durch Ablagerungen sichtbar werden und in Erinnerung bleiben. „Wie bei meiner Performancearbeit geht es auch bei der Rauminstallation rising darum, eine Ausdrucksform für ein Körpergefühl, eine Art Ausdrucks-Konzentrat, zu finden, um dieses zu verbildlichen.“


www.judhu.ch