Aschwanden Edi

26. September bis 17. Oktober 1987

Edi Aschwanden

Galerie Pro(s)art, Waldstätterstrasse 31

“Eier”, so nennt Edi Aschwanden die Skizzen und Zeichnungen, die im Laufe des Arbeitsprozesses in seinem Atelier anfallen. “Eier” deshalb, weil es sich um kurze, notizenartige Gedanken in Bildform handelt, die er wie Ostereier fast zufällig findet und einsammelt. Diese kleinformatigen Arbeiten gewähren einen Einblick in die Arbeit des Künstlers, die selten so zielgerichtet abläuft und sich so eindeutig entwickelt, wie einem die Kunstwissenschaft bei bedeutenden Meistern postum oft weismachen will. Gerade im Schaffensprozess gerät der Künstler immer wieder auf Abwege, lässt sich von einem Bildgedanken spontan verführen, zitiert mal hier, parodiert mal dort…Edi Aschwanden weiss diese Abwege für sich zu nutzen.

In den Skizzen legt er seine Interessen offen dar, lotet sein Arbeitsgebiet aus, ein weites Feld, scheinbar grenzenlos, beim näheren Betrachten jedoch keineswegs beliebig in seiner Offenheit, denn es schälen sich aus der riesigen Anzahl von Blättern einzelne Serien und Gruppen heraus wie zum Beispiel die Zeichnungen mit roboterartigen Figuren, die Übermalungen von Xeroxkopien oder die “objects trouvés”. Letztere demonstrieren vortrefflich den für Edi Aschwandens Arbeiten typischen doppel-bödigen Bildwitz, wenn sich beispielsweise ein Plastikglacéstengel in ein menschliches Gebiss verwandelt.

Die Skizzen nehmen auch Motive vorweg, die Edi Aschwanden in grossformatigen Arbeiten wiederverwendet und ausformuliert. Darunter befinden sich auch Studien für Möbel, die der Künstler tatsächlich ausgeführt hat, welche er darüberhinaus in einem seiner jüngsten Bilder wiederaufgreift, diesmal jedoch seiner Möbelfunktion enthoben. So stiftet nun dieses verfremdete, den Einrichtungsgegenstand nur noch erahnen lassende Gebilde Verwirrung, bringt das Bildgefüge durcheinander.
Die grossformatigen Bilder bestechen gerade durch die Vielfalt solcher sich gegen eine rationale Deutung sperrender, oft
gewalttätig oder makaber wirkender Details. Diese verleihen den Bildern Edi Aschwandens einen solchen Grad an Komplexität, dass sie zum bewusst subjektiven Zerrbild einer uns zunehmend unverständlicheren Welt werden.
Konrad Bitterli

Edi Aschwanden