Kopytsa Alina

24. August – 21. September 2019

♀ – Positionen zeitgenössischer Künstlerinnen mit Anna -Tia Buss, Alina Kopytsa, Muda Mathis und Sus Zwick, Maura Wittmer, Shannon Zwicker

Das gemeinsame Ausstellungsprojekt von o.T. Raum für aktuelle Kunst und PTTH://präsentiert sechs Künstlerinnen aus verschiedenen Generationen, deren Arbeitensich im Diskurs um feministische Themen verorten lassen. Dabei möchte die Ausstellungfrauenspezifische und politische Fragen aufwerfen und zur Diskussion stellen:Es geht um Künstlerinnen, aber auch um Ausstellungsmacherinnen, Galeristinnen,Kunstkritikerinnen, Kunsthistorikerinnen, kurz – um Frauen in der Kunst.

Alina Kopytsa

In Alina Kopytsa’s künstlerischer Praxis wird das Textile zum Werkstoff, und der Faden zum Material für Bild und Text. Mit der Arbeit des Stickens und Nähens, der Handarbeit par exemple, reiht sich die Künstlerin in eine lange Zeit aussen vor gelassene Geschichte der textilen, feministischen Kunst ein. Künstlerinnen wie Louise Bourgeois oder Anni Albers, die Stoff auf ganz unterschiedliche Art und Weise als sprachliches oder plastisches Ausdrucksmittel einsetzten, wurden erst mit der Zeit verdiente Beachtung geschenkt. In textilen
Arbeiten schwingen immer auch historisch konnotierte Fragen nach Frauen- oder Hausarbeit mit, nach unbezahlter, als selbstverständlich angesehener Arbeit. Die in der Ukraine geborene und in Zürich lebende Künstlerin Alina Kopytsa eignet sich die mit einem konservativen Gestus versehene Arbeit des Stickens an, füllt das sorgfältige Handwerk mit unerwartetem und kontroversem Inhalt, und nimmt so sprichwörtlich die Fäden in die Hand.
In der Arbeit „Our Games“ sind comic-artig Szenen intimer Praktiken auf mit gehäkelten Mustern umrahmten Deckchen zu sehen. Platziert sind sie vor den Fenstern wie Gardinen, so wie wir sie in den Häusern unserer Grosseltern oftmals vorgefunden haben. Es sind Szenen, die auf Liebe, Vertrauen und Zustimmung basieren – inspiriert von Fotografien oder Video-Screenshots aus dem persönlichen Archiv der Künstlerin.

Als die Künstlerin anfing, sich für Shibari (eine japanische erotische Kunst des Fesselns) zu interessieren, interpretierte sie dies als eine Situation, in der die eine Person ihre Freiheit verliert. Nach vielen Jahren Praxis hat sich dieser erste Eindruck jedoch ins Gegenteil verkehrt. Bedeutet Freiheit nicht vielmehr, eine Wahl zu haben?
Auch die Arbeit „My Alphabet“ spielt mit Fetischen und Tabus, mit Spass und Vergnügen. Oftmals findet die Künstlerin die Stoffe für ihre Textil-Collagen in Second-Hand-Läden oder auf der Strasse. Ausgangspunkt für das Alphabet waren etwa 30 Stoffstücke derselben Grösse, welche die Künstlerin bei sich zu Hause fand. Nach und nach entstand eine Sammlung an Buchstaben von A bis Z, denen sie jeweils ein Wort und ein Bild hinzufügte. Inspiriert von Alphabet-Tafeln, mit denen Kinder die Buchstaben lernen, ist das Alphabet der Künstlerin jedoch eines für Erwachsene.