Lenherr Niklaus J.

19. Februar bis 12. März 1988
Niklaus J. Lenherr

Galerie Pro(s)art, Waldstätterstrasse 31


Rauminstallation “raumsituation 1/88”, Schal-Tafel-Bretter, “Top Roc”-Schrauben

Seine Objekte nennt Niklaus J. Lenherr “raumteiler”. Sie sind weniger standortbezogen als seine mit “raumsituationen” betitelten Installationen. Ob nun Landschaft, Architektur oder der Parkettboden eines realen Innenraumes, der Künstler nimmt in jeder seiner Arbeiten Bezug auf Vorhandenes. Auch in seinen erstmals gezeigten Zeichnungsserien “elbeo-ohbea”.
Dieser prinzipielle Bezug seiner Objekte zur Umgebung wird oft auch als Störung eines geordneten Raum-Zustandes registriert. Es geht Niklaus J. Lenherr nicht darum, mit seinen Installationen Beifall zu ergattern, sondern eben provokativ auf Raumsituationen hin zu reagieren, im Sinne einer Herausforderung an die Öffentlichkeit. Anfängliches Misstrauen gegenüber eines strengen Kalküls in seinen Objekten weicht mit zunehmender Auseinandersetzung einem Verständnis für Lenherrs Sperrigkeit. Eine Sperrigkeit allerdings, an der Lenherr – von einer rationalen Dynamik angetrieben – kontinuierlich schafft.


Prozesshaftes Verändern und Wahrnehmen einer Raumsituation sind nicht bloss Ausgangspunkt seines künstlerischen Schaffens an Ort und Stelle, sondern lösen auch bei der Betrachterin/beim Betrachter andere, neue Sichtweisen aus. Was als Fremdkörper Platz einnimmt, steht plötzlich in einem präzis konstruierten Verhältnis zur Umgebung. Lenherr verwendet bei seinen Objekten längst vertraute Materialien wie Schaltafeln, Kanthölzer und Schrauben. Er löst sie aus ihrer ursprünglichen Funktion heraus, gibt ihnen eine andere Dimension. Nicht unbedingt eine künstlerische, die kreativ sein will, sondern eine, die aus Bestehendem Neues schöpft. Eine spannende Haltung, da gerade der Kunstbetrieb “Kunst” aufgrund von qualitativer Originalität und Einzigartigkeit definiert. Authentizität seiner Arbeiten siedelt Lenherr im Materialbereich und in der Verarbeitung an. Denselben Ansatz nimmt Lenherr auch in seinen erstmals ausgestellten Zeichnungsserien “elbeo-ohbea” auf. Sein kreativer Prozess besteht nicht im Erfinden von Sachen, sondern er nimmt Figuren aus dem Alltag serienmässig auf, verändert und variiert sie. Charakteristisch für seine Malcollagen ist die serielle Herstellung. Als Rohstoff gebraucht er Plakatpapier, auf dem er bereits vorhandene Strukturen hervorhebt. Bekannte Symbole regen in verfremdeter Form zu spielerischer Intuition an. Als neues, kompositorisches Moment setzt Lenherr geometrische Form- und Farbkombinationen ein, welche die scheinbar formale Strenge
auflösen.
Hedy Bühlmann

 

Niklaus Lehnerr