Winkler Andrea

23. Februar bis 6. April 2013
Winkler Andrea___till the smoke goes out

Die Arbeiten der 1975 in Zürich geborenen und heute in Berlin lebenden Künstlerin Andrea Winkler bewegen sich überaus raffiniert und elegant zwischen zweiter und dritter Dimension. Es handelt sich dabei um eigentliche Raumsetzungen mit Farbe und Form, um feine Interventionen in einer gegebenen Situation. Die Künstlerin geht von vorgefundenen Raumsituationen aus, auf die sie mit subtil gesetzten Markierungen, Objekten und Eingriffen reagiert. Oder, wie es Andrea Winkler selbst beschreibt, einen Teil des vertrauten o.T. mit einfachen Interventionen und verfremdeten Wiederaufführungen von Versatzstücken aus der Alltagswelt in Form von Objekten, gefundenen oder modifizierten Materialien und räumlichen Eingriffen in eine Gesamtinstallation verwandeln.

Für ihre ortsspezifischen Werke benutzt sie als häufig wiederkehrende Elemente beispielsweise leichte, museal erscheinende Abschrankungen mit feinen Ketten oder sockelartige Podeste mit aufgetragenen Farbverläufen, umgesetzt allerdings ins Medium Fotografie: „Verschiedene Personenleitsysteme strukturieren den Raum. Diese Absperrsysteme von unterschiedlicher Ästhetik werden hier unüblicherweise miteinander verlinkt und/oder es wird zusätzlich innerhalb ihres jeweils eigenen Systems mit „falschem“ Material gearbeitet. Dabei gehen sie eine von ihrem alltäglichen Gebrauch entfremdete Liaison mit dem Raum ein und lenken nicht nur den Blick, sondern auch die Bewegung des Betrachters. Die Absperrständer, Gurten und Ketten werden teilweise bearbeitet, besprüht oder in Art und Weise von Collagen mit Magazinseiten oder mit Warensicherungsetiketten oder mit deren Silikonabgüssen versehen.“ Ihre räumlichen Setzungen ergänzt sie mit feinen mittels Sprayfarbe ausgeführten Wandmalereien oder gerahmten Collagen oder Fotografien.


Doch auch diese folgen nicht den üblichen Konventionen, sondern „quellen“ gleichsam aus ihren schätzenden Rahmen, thematisieren das Davor oder Dahinter konventioneller Bildpräsentationen: „Works for a Frame“ nennt die Künstlerin die zerknüllten Papiere und Magazinseiten, die regelrecht aus dem Rahmen in den Raum ausgreifen.

Sie thematisieren so unter anderem auch den Rahmen mit, der so explizit zur Arbeit gehört. Bild und Bildträger (mit all seinen Materialien wie Glas, Holz, Plastik, Klammern, Faserplatten, Aluminium, Plexiglas, etc.) sind jeweils in eine räumliche Einheit zusammengebracht, die sich selbst reflektiert und zwischen Bild und Skulptur oszilliert. Andrea Winkler begreift ihre im Ausstellungsraum platzierten Objekte und aufgesprühten Markierungen als „Wahrnehmungskatalysatoren für den Raum“. Durch ihre spezifischen räumlichen Interventionen erzeugt sie eine bestimmte choreografische Dramaturgie und lenkt nicht nur den Blick, sondern auch die Bewegung des Betrachters im Ausstellungsraum. Erstmals ausgestellt sind die zwei langen Stoffbahnen, die mit jeweils einer Fotografie bedruckt sind. „Die selbst aufgenommenen Motive sind über einen üblichen Mustereffekt gespiegelt und wiederholen sich ungewöhnlich grosszügig über den Stoff. Die Proportionen der Wiederholungen der Motive auf dem Stoff lassen den Bildeindruck zwischen Muster und kaleidoskopischem Raum changieren. Wie Banner an Häuserwänden angebracht, definieren sie einen Grossteil der Wandfläche. Die Arbeiten sind im Zusammenhang mit der Ausstellung entstanden und werden innerhalb von ’till the smoke goes out’ das erste Mal gezeigt.“ (Andrea Winkler)

Das Schaffen von Andrea Winkler, die 2012 den Preis der Jury im Aargauer Kunsthaus erhielt, wurde hierzulande bisher kaum gezeigt. Die Ausstellung bei o.T. ist ihre erste grössere Einzelausstellung, auf die im Winter 2013/14 ein Soloprojekt im Rahmen des Aargauer Kunstschaffens folgt.

www.andreawinkler.org