Davi Barbara

14. Juni bis 12. Juli 2009
Davi Barbara___Pillars and Panels

Seit dem Abschluss an den Schulen für Gestaltung in Luzern und Zürich hat sich die 1971 in Luzern geborene Künstlerin in kurzer Zeit ein Spektrum erstaunlicher Parallelwelten erarbeitet. „Nantucket“, ein Projekt, das sie vor drei Jahren im Kunstmuseum Luzern realisierte, thematisiert den gleichnamigen Ort, eine Insel südlich von Cape Cod, die für den industriellen Walfang berühmt war, an den sie sich in ihrem Ausstellungsprojekt annähert und dabei fast beiläufig so aktuelle Themen wie die Ausbeutung der Natur durch den Menschen in eine eigenwillige Form der Geschichtsbetrachtung mittels Kunst übersetzt.
Die Arbeit “Weltlandschaft”, für die sie 2007 einen Werkbeitrag von Stadt und Kanton Luzern erhielt, stellt den Versuch dar, eine andere gedankliche Topographie zu erschaffen, in der sich Manets “Olympia” mit den ägyptischen Pyramiden oder den Hochhäusern von Manhattan verbindet – als würde man entlang dem Seil, das sich durch das bildhafte Tableau zieht, assoziativ von einer Insel zur andern, von einem Knoten in der Weltgeschichte zum nächsten gleiten. Dabei gelingt es der Künstlerin in überzeugender Weise, diese unterschiedlichen Bildwelten miteinander zu verschmelzen zu einer vielgestaltigen, sinnlich wie ästhetisch verdichteten Bildwelt, in der sich die vermeintliche Wirklichkeit scheinbar immer wieder neu verknüpft, verdichtet, ausweitet und auflöst
Im o.T. Raum für aktuelle Kunst realisiert Barbara Davi eine raumgreifende, installative Arbeit, die aus einzelnen, in sich geschlossenen Werken besteht. Dabei gilt ihr Interesse und ihre Aufmerksamkeit dem architektonischen Raum. Als zentrales Element benutzt die Künstlerin die im Raum vorhandenen Stützpfeiler und setzt sie durch einen subtilen Eingriff markant in Szene. Die Intervention verändert die architektonische Wahrnehmung und schafft gleichzeitig eine neue Plattform im Raum. Weitere Arbeiten, die in ihrer Anordnung im Raum eine atmosphärische Wirkung erzeugen, sind Collagen, scherenschnittartige Papiergebilde und Objekte. Aus vorgefundenem Bildmaterial von Innenräumen mehrheitlich historischer Bauwerke und Monumente kreiert Barbara Davi Collagen, in denen geometrische Flächen gegebene Perspektiven auflösen und vorhandene Dimensionen in Frage stellen, oder fragile Gebilde, eine Art Scherenschnitte mit architektonischen Sujets, die sich als sensible Objekte inhaltlich neu vernetzen.

outdoors
Das künstlerische Schaffen von Barbara Davi bewegt sich weitgehend in räumlichen Dimensionen. Konkret im Fall der Rauminstallationen, in denen sie sich ebenso konstruktiv wie intuitiv auf die gegebenen architektonischen Strukturen, auf Gebrauchsspuren, vorgefundenes Mobiliar und eventuelle Ausblicke einlässt.


In der Folge entwickelt sie ihre subtilen Eingriffe, die mit präzisen, meist feingliedrigen skulpturalen Setzungen imaginäre Räume und überraschende Perspektiven evozieren und den Raum in der Überlagerung der darin komponierten Elemente als eine Art von bildhafter Erscheinung wahrnehmen lassen.
In der Arbeit outdoors beschäftigt sich Barbara Davi mit dem Brachland zwischen einem Schrebergarten und einer Pausenplatzanlage. Es bietet sich die Auseinandersetzung mit dem Dazwischen. Der Leerraum erhält eine neue Dimension durch zwei gesetzte Türen, die ein Drinnen und Draussen definieren. Die Installation gibt Anlass, sich imaginäre Räume vorzustellen und den Gedanken spielen zu lassen, was hier stand oder stehen könnte. Die Intervention im Aussenraum verändert nicht nur die Wahrnehmung der eignen Körpergrösse zum Raum, sondern auch zum gestalteten Umschwung, Leerflächen oder Brachland erhalten neu eine Plattform. Die Türen stehen in ihrer Reduziertheit auch als Skulpturen im Draussen – es sind nicht nur Holzbretter, sondern konkrete Türen. Durch ihren weissen Anstrich wirken sie schlicht und neutral, befremden aber im Aussenraum. Türen, die sonst als Eingänge für Innenräume gebraucht werden, haben im Aussenraum eine andere Wirkung – das Durchschreiten von Türen als alltägliche Handlung wird somit anders wahrgenommen. Sie bilden Wegansätze zu einem Raum, der nur als Fragment (durch Steinabgrenzungen) angedeutet ist. Sie sind leicht geöffnet, in einer Art eingefrorener Bewegung. Ob sie zu oder auf gehen, ist offen. Der Blick durch die Türen eröffnet der Installation eine Räumlichkeit, die betreten werden kann.
Die Fotoarbeit „Die Kellertreppe steigt man in der Erinnerung immer hinunter“ (Inkjet auf Papier, 90,5 x 130 cm, 2014), präsentiert Barbara Davi auf dem Plakatständer vor dem Kunstpavillon. Es sind zwei Fotos mit unterschiedlichen Ansichten derselben Kellertreppe. Keller und Estrich sind ober- und unterhalb der Wohnungen, der Keller wirkt jeweils irrational, der Estrich rational. In dieser Fotoarbeit bezieht sich Barbara Davi auf die Untersuchungen, die Gaston Bachelard in „Poetik des Raumes“ macht. Es geht in diesem Buch um Abhandlungen zu Haus und Raum. In der Erinnerung steigt der Mensch immer die Treppe hinunter. Barbara Davi zeigt auf der doppelseitigen Plakatwand die Sicht der Treppe von oben und von unten.


www.barbaradavi.ch