Sind Vulkane Menschen? Wohnen in ihnen vielleicht Geister, wie Mythen erzählen und wovon Bewohner*innen Indonesiens noch heute überzeugt sind. Auf der Insel Jawa gibt es 38 teils erloschene, teils noch aktive Vulkane. Sie rumoren, brodeln, dampfen, speien Feuer und Asche und wenn einer auf dem indonesischen Archipel wieder Töne von sich gibt, sagen die Einheimischen: „Sie sprechen wieder“. Als Teil des Forschungsprojekts „17 Volcanoes“, welches von 2015 bis 2018 im Rahmen des Future Cities Laboratory in Singapur stattfand, hat das Zürcher Kollektiv U5 17 Vulkane besucht – sie bestiegen, untersucht und sich mit ihnen angefreundet. Zusammen mit einem Kunsthistoriker, einem Architekten und Vulkanologen pendelten sie zwischen der Megacity Singapur und Java hin und her und näherten sich den verschiedenen Vulkanen mit allen Sinnen. Entstanden ist ein experimenteller Film, als Resultat ihrer persönlichen, aber auch kollektiven Erfahrungen, Emotionen, Gedanken und Diskussionen. Mal dokumentarisch ähnlich einem Reisebericht, mal reflexiv, mal fiktiv untersucht „The Human Crater“ die Beziehungen zwischen Mensch und Natur, zwischen klimatisierter Grossstadt und feucht-warmem Dschungel, zwischen Kontrolle und Kontrollverlust. Begleitet von einer beruhigenden Erzählstimme und einem hypnotisierenden Soundscape von The Observatory und Li Tavor & Nicolas Buzzi führt uns der Film zu den verschiedenen Vulkan-Persönlichkeiten Javas: zum temperamentvollen Merapi, zum sanften Galunggung oder zum leicht neurotischen Sindoro. „Which Volcanoe would you choose as your spouse?“ fragt uns eine Stimme aus dem Off und sogleich werden wir auf uns selbst, auf unsere menschliche Existenz zurückgeworfen. Wir sind Beobachter*innen und Voyeur*innen beeindruckender Naturphänomene und deren geologischen, ökologischen, aber auch sozio-politischen Auswirkungen. Ruhig sitzen wir in einem Ausstellungsraum auf unseren Plastikstühlen, während uns das Konglomerat aus Bildern, Klängen und Gerüchen Sog-ähnlich in diese ferne, abenteuerliche Welt hineinzieht. „The Human Crater“ konfrontiert uns mit verschiedenen Realitäten, emotionale und virtuelle Bilder wechseln in kurzen Filmsequenzen mit Aufnahmen von Vulkanlandschaften auf Jawa und von Singapur, einer der touristisch meistbesuchten Stadt der Welt. Statt Antworten zu liefern oder moralisierend auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen, stellt „The Human Crater“ Fragen: Was passiert mit einer Gesellschaft, die den Umgang mit der Unkontrollierbarkeit verlernt und sich auf die Wahrung des Scheins der Sicherheit einlässt? Was sind die Auswirkungen des Tourismus, des Reiseverhaltens und wie gehen wir in Zukunft damit um. Welches Verhältnis haben wir zu Vulkanen? Ein komplexes Bild von Zusammenhängen, das schliesslich zur Feststellung führt: „Humanity is never acquired in solitude.“ (Ein Zitat von Hannah Arendt in „The Human Crater“)20. August bis 25. September
spaces in motion
ein gemeinsames Ausstellungsprojekt mit PTTH:// im Kunstpavillon
U5___The Human Crater