Werner Sinta

21. September bis 26. Oktober 2013
Werner Sinta___Die optische Abkürzung

Sinta Werners Installationen bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Bild und Raum, sie überführen Realraum in den virtuellen Raum des Bildes. Dazu verwendet die Künstlerin nicht nur Projektionen, auch Spiegelungen wie in „Disjunction“ (2007), aufwendige Einbauten, illusionistische Verdoppelungen etc. sind Teil ihres visuellen Repertoires. Ihre Raumeingriffe und Installationen spielen mit dem Illusionismus einer vorgegebenen Situation, sie provozieren nicht nur visuelle Irritationen, sondern befragen in grundlegender Art die Konventionen unserer Wahrnehmung, indem Bereiche des Ausstellungsraums gespiegelt oder verdreht bzw. Sichtachsen verkürzt oder verlängert werden. Ihren Interventionen geht stets eine präzise Analyse der räumlichen Gegebenheiten voraus, die sie gleichsam künstlerisch neu interpretiert. Dazu merkt die Künstlerin an: „In meinen malerischen und architektonischen Installationen gibt es fast immer einen festen Betrachterstandpunkt, von dem aus der Raum in die Fläche überführt wird und bildhaft erscheint. Verlässt man diesen Punkt, wird die Illusion des Zweidimensionalen entlarvt. Das Zusammenspiel von Ausstellungsraum und zusätzlich eingebauten Architekturelementen erscheint nun instabil, kubistisch aufgebrochen und fragmentiert. Im Mittelpunkt meiner künstlerischen Auseinandersetzung steht das Interesse für Raumwahrnehmung und ein durch diese ausgelöstes Gefühl von Irritation, Desorientierung und Schwindel. Bei den installativen Arbeiten reagiere ich auf die vorgefundenen Räumlichkeiten, indem ich diese spiegle, verdopple oder fremde Architekturbestandteile hinzufüge. Dazu verwende ich Mittel, die einer zentralperspektivischen Konstruktion entsprechen, sowie anamorphotische Prinzipien und Camouflage.“


Für o.T. Raum für aktuelle Kunst hat Sinta Werner einen Eingriff in den Ausstellungsraum vorgenommen, bei dem der Eindruck entsteht, als wären Ausschnitte des realen Raumes in einem Bildbearbeitungsprogramm manipuliert worden. Ein gestrichelter, blinkender Rahmen markiert im Photoshop einen ausgewählten Ausschnitt, der nun im Raum horizontal gespiegelt wird. Indem der Raum behandelt wird, als wäre er ein Bild, wird eine Schnittstelle geschaffen zwischen Bild und Raum. Letzterer wird quasi verbildlicht. Die fotografische Interpretation des Raumes ist gedanklich präsent, auch wenn Kamera und Stativ nicht sichtbar sind. Die Zone hinter der eingefügten Auswahl passt von einem Standpunkt aus betrachtet genau in diesen Rahmen, der feste Standpunkt von Fotografie scheint fixiert. Damit hat die Fotografie seit ihrer Erfindung die Illusion einer gewissen Objektivität aufrechterhalten, welche in Zeiten der digitalen Bildmanipulation zunehmend schwindet. In Sinta Werners Rauminstallation Die optische Abkürzung wird ein Bild konstruiert, welches die Stringenz und Logik von perspektivischen Gesetzmässigkeiten aufweist, jedoch letztlich einen unwirklichen Moment heraufbeschwört. Die flirrenden Leuchtrahmen scheinen in ihrer Verräumlichung deplatziert, der zentralperspektivische Raum wird brüchig, es eröffnet sich gleichsam ein illusionistischer Raum im Raum. Auf jeden Fall erscheint die Realität fundamental gestört – was durchaus zu verstehen ist als Metapher für eine durch die tägliche digitale Bilderflut radikal beeinträchtigte Wahrnehmung.


www.sintawerner.net