23. Oktober bis 14. November 1987
Domenico Angelica
Galerie Pro(s)art, Waldstätterstrasse 31
Zur modischen Attitude gehört es heute, dass ein Künstler sein Werk möglichst früh inhaltlich und formal festlegt. Das Genie, marktgerecht präsentiert, muss auf Anhieb unverwechselbar sein, entsprechend auch das Selbstbewusstsein und die fehlende
Selbstkritik einzelner Künstler. Nicht so der junge Zürcher Künstler Domenico Angelica. Er bekennt sich wohltuend bescheiden zum “Unterwegs sein” und hätte, 30-jährig, vielleicht noch nie ausgestellt, wäre es nur nach ihm gegangen. Dennoch haben einige wenige schon früh gespürt, dass da einer nicht irgendwie, sondern unbeirrbar mit strengem Qualitätssinn sein eigenes Schaffen vorantreibt. Da übt sich einer nicht selbstgefällig in seiner Kür, sondern lässt sich ebenso selbstverständlich zum Pflichtteil führen.
Sein Kunstverständnis ist von fast schon moralischer Qualität. Angelica selbst unternimmt eigentlich gar nichts, um sich in Szene zu setzen, glaubt vielmehr daran, dass trotz aller Kommerzialisierung der Kunst, das “gute Werk” zu gegebener Zeit die verdiente Beachtung findet. Was fatalistisch tönen mag, ist Angelicas fester Glaube daran, dass er “richtig unterwegs ist”.
Die Vollendung, welche der Künstler anstrebt, besteht in einer geschlossenen “Bildreihe”. Sein künstlerisches Anliegen nennt er in bewusster Anlehnung an musikalische Begriffe “das Komponieren von Tonleitern”. Entsprechend selektiv geht er selbst mit seinen Bildern um, um sie zu orten in der Logik ihrer angestrebten Folge, ihrer Tonleiter.
Die Faszination des einzelnen Werkes liegt in seiner Spannung, die wohl primär der italienischen sizilianischen Herkunft des Künstlers entspringt. Ganz den zeitgenössischen Strömungen in Italiens Kunstszene entsprechend, ist Angelicas Umgang mit Farbe spektakulär und unverforen. Sein Gebrauch der Farbe “Rot” zum Beispiel ist eine halsbrecherische Gratwanderung, fast “unbegehbar” und jederzeit in Absturzgefahr. Dennoch hat Angelica die Farbe im absolut stimmigen Moment im Griff.
Gängige Schubladen der Kunstkritiker, wie etwa “konkret” oder “abstrakt” sind für Angelica bedeutungslos, seine Arbeiten entziehen sich solchen Reduktionen. “Es kann sehr wohl sein, dass eine rein farbliche Auseinandersetzung plötzlich in eine klar ersichtliche Aussage mündet”, so Angelica, “Hauptsache, meine Arbeiten sind Abbilder meiner jeweiligen konkreten Lebenssituation”. In diesem Sinne erhält sich Domenico Angelica seine gestalterischen Freiheiten wider jeglicher Kunstmarktstrategien.
Marco Meier