12. November bis 17. Dezember 2011
Bachman Ursula___Der Bräutigam wartet
Sie nennen sich Seelenräume, Sehräume, Behausungen, Gedanken- und Seelenräume, aber auch ganz banal „Hardau“ oder „Samsonite“. Stets kreisen die Zeichnungen der 1963 in Zug geborenen und heute in Zürich lebenden Künstlerin Ursula Bachman um den menschlichen Lebensraum, um das Individuum im urbanen Umfeld, wobei sich das Forschungsgebiet der Künstlerin mittlerweile vom heimatlichen Zürich bis in orientalische Orte erstreckt. Ein Kairo-Aufenthalt im Jahr 2007 hat den Aspekt des Eintauchens in einen fremd erscheinenden Raum deutlich hervorgehoben. In verschlungenen zeichnerischen Spuren überlagern sich die Sehschichten und verfestigen sich zu transparenten vielschichtigen Ansichten des pulsierenden orientalischen Lebens, aber auch des Umbruchs und der Veränderung. Dazu schreibt die Künstlerin: „Kriegs-, Umbruch- und Revolutionsschauplätze gibt es in der arabischen Welt inzwischen zuhauf. Ebenso verschiedene Regime, die sich über all die Jahrzehnte hinweg an der Macht halten konnten. Die Frage nach der Art und Weise, wie diese das ganze Leben ihrer traditionsreichen Völker durchdrangen und einerseits die Menschen in einer Zwangsjacke gefangen hielten und andererseits immer wieder die Frage nach der Brüchigkeit, Marodheit eines Regimes, das am Ende schien und doch weiter und weiter regierte, beschäftigte die Menschen in zunehmend drängender Heftigkeit.
Die zwei gezeigten Arbeiten „Der Bräutigam wartet“ und „Die Braut wartet“ gehen auf die Umbrüche in der arabischen Welt zurück, insbesondere auf den Krieg der Amerikaner und ihrer Alliierten gegen das Regime von Saddam Hussein. Dort war es keine Revolution, sondern ein Krieg einer Grossmacht gegen ein Regime, das diese selbst unterstützt und mit aufgebaut hatte. Die Iraker schienen von einer Ohnmacht in die nächste zu schlittern. Nach dem Ende der offiziellen Kriegshandlungen kam die Brutalität des Regimes ans Tageslicht. Die Erschütterung über die enthüllten Gräueltaten war gross. Zusammen mit der Traumatisierung durchs Regime legte sich eine bleierne Lethargie über viele Menschen. Unfähig das eigene Leben in die Hand zu nehmen, richteten sie sich in provisorischen Situationen ein. Vergleichbare Entwicklungen machten auch andere Länder im arabischen Frühling durch. Die Übersetzung solcher existentieller Erfahrungen in einen Kunstkontext ist eine Herausforderung, der sich Ursula Bachman stellt. In den in der Ausstellung im Kunstpavillon gezeigten Arbeiten findet sie für sich eine Sprache, um ihre persönliche Betroffenheit angesichts der skizzierten Veränderungen in einer ihr vertrauten und doch fremden Welt auszudrücken.
Ursula Bachman ist der Einladung von o.T. Raum für aktuelle Kunst gefolgt, dem Publikum eine neue, im Kontext ihres bisherigen Œuvres ungewohnte und noch nicht gesicherte Wekgruppe vorzustellen.
www.bachman.ch