Vetter Christian

28. August bis 25. September 2005
Vetter Christian___Inversion / Hommage an Thomas Edison

Bekannt geworden ist der 1970 in Zürich geborene Christian Vetter mit seiner unterkühlten Malerei, wie er sie auch 2004 unter dem Titel „History Park“ in der Galerie Brigitte Weiss präsentierte: ein verlassener Hochsitz am Waldrand, ein spektakulärer Ausblick auf eine weite Landschaft, beides in unnatürlich erscheinendem Abendlicht festgehalten. Wie die meisten Künstler seiner Generation malt auch Christian Vetter nach fotografischen Vorlagen, die er in eigenartig leere, an Bühnenkulissen erinnernde Bilder übersetzt. Seine Bildwelt basiert auf einer mit dem Eifer und der Ernsthaftigkeit eines Archivars getätigten Bildrecherche, bei der er sich seinen oft politisch aufgeladenen Themen vorsichtig annähert. Seine Bilder wie auch seine Installationen leben von der kollektiven Erinnerung an ihre medialen Vorbilder. Diese interpretiert der Künstler, ohne sie allerdings einfach ironisch zu brechen. Vielmehr bewahren sie sich eine eigentümlich zwiespältige Faszination, der man sich nur schwer zu entziehen vermag: „Bei der Welt, die er mit seiner Malerei untersucht, handelt es sich nicht um die wirkliche Realität, sondern um typisierende Klischees. Christian Vetter steigt in die Untiefen der historischen Bildarchive hinab und inszeniert seine Fundstücke so suggestiv und effektvoll wie nur möglich. Dabei macht er jedoch nie den Versuch, die Falschheit seiner Motive zu kaschieren. Der etwas grobe Pinselstrich erinnert an Kulissenmalerei, an genau das also, was er ja auch tatsächlich malt.“ Die Ausstellung „Inversion / Hommage an Thomas Edison“ im o.T. Raum für aktuelle Kunst zeigt drei neue plastische Arbeiten. Tritt man durch die Türe in den Ausstellungsraum, schaut man in ein Wolkenmeer. Diese „Himmelspforte“ besteht aber lediglich aus drei hintereinander gestellten Kulissenwänden mit gestisch gemalten Wolken.

Das zweite Objekt mitten im Raum ist ein Geviert aus Holzwänden, das man durch eine kleine Türe betreten kann. Im Innern steht man jedoch unvermittelt wieder „draussen“, man ist umgeben von einer – allerdings aufgemalten – Backsteinwand. In der Wand gibt es Durchbrüche, welche in absolut scharze Hohlräume blicken lassen. Einige wenige kleine Ölbilder vermitteln einen Hauch von Wohnzimmergefühl im ansonsten kahlen Mauergeviert. Diese Arbeit wurde von einem der ersten Stummfilme von Thomas Edison inspiriert. An der grossen weissen Rückwand des Ausstellungsraumes ist eine Türe angebracht: eine weitere „Attrappe“ mit einer aufgemalten Holzmaserung in der Art eines symmetrischen Rorschachtests. Die Türe bleibt verschlossen, erlaubt aber durch einen Türspion einen Blick in den den dahinter liegenden Abstellraum. Im Dämmerlicht des Raumes sieht man nebst dem üblichen Kram ein kleines Haus mit einem beschädigten Dach stehen. Durch diese Öffnung ist eine Glühbirne ins Innere des Hauses gehängt, welche Schatten nach aussen wirft. Ergänzt werden die plastischen Arbeiten durch das Bild „Haus am Fluss“, welches ein grosses burgähnliches Haus zeigt. Das abweisende Haus wirft Fragen nach seinem Innenleben auf.


Der erste Teil des Titels „Inversion“ trägt dem Umstand Rechnung, dass die Werke ihre eigentlichen Ansichten alle nach Innen beziehungsweise nach Aussen und so vom Betrachter weg wenden. Ein Kernthema der Ausstellung ist denn auch die Verschachtelung von realen und imaginären Räumen oder die Inkohärenz von Innen- und Aussenräumen.

Videofestival
Screening – Videoszene Zentralschweiz
Nach dem Wegzug der Viper von Luzern nach Basel ist es in der Zentralschweiz ruhig geworden um das aktuelle Videoschaffen. Seither gab es keine spezifischen Ausstellungsformate oder Veranstaltungen, die sich explizit diesem Medium angenommen haben. In diese Lücke springt Screening Videoszene Zentralschweiz. Das kleine Festival versteht sich als Bestandesaufnahme des Videoschaffens der Zentralschweiz und gewährt einen umfassenden Einblick in die Videokunst einer engagierten Szene.
Die Arbeiten der eingeladenen Kunstschaffenden werden von einer Fachjury beurteilt, die abschliessend einen Preis vergibt. Im Rahmen einer Ausstellung im o.T. Raum für aktuelle Kunst sind alle Videoarbeiten zu sehen.

Wettbewerb
28 Kunstschaffende, die in einem direkten Bezug zur Zentralschweizer Kunstszene stehen, haben 26 Videoarbeit eingereicht, Videoinstallationen sind keine zugelassen. Sämtliche Arbeiten werden während der gesamten Ausstellungsdauer als Projektion im grossen Raum präsentiert oder sind in der eingerichteten Videothek im kleinen Raum auf Monitoren einzusehen. Die Jury definiert aus den 26 Arbeiten eine Shortlist von 5 bis maximal 8 Arbeiten. Diese ausgewählten Arbeiten werden im Rahmen des Screenings, am Sonntag, 27. Juni, präsentiert. Im Anschluss an das Screening wird der Preis Zentralschweizer Video 2010 in der Höhe von CHF 2’000 vergeben.

Künstler/innen
Judith Albert. Anna M. Annen, Ruth Baettig. Iris B. Baumannn, Daniel Brefin, Edith Flückiger, Fromherz, Michelle Grob, Marianne Halter, Susanne Hofer, Julia Kälin, Franziska Koch, Michelle Kohler, Ralph Kühne, Tatjana Marusic, Karin Müller, Barbara Naegelin, Sladjan Nedeljkovic, Nils Nova, Thais Odermatt/Carlos Isabel, Chantal Romani, Simone Rüssli, Christoph Rütimann, Hildegard Spielhofer, Margot Zanni, Tina Z’Rotz

Preis Zentralschweizer Video 2010
“Aber ich, ich komm nicht mehr zurück”, 2008
von MARIANNE HALTER
Musik: Mario Marchisella

Jury
Gabriela Christen, Rektorin der Hochschule Luzern – Design und Kunst, Luzern
Alexandra Maurer, Künstlerin, lebt und arbeitet in Genf
Barbara Zürcher, Direktorin Haus für Kunst Uri, Altdorf

www.christianvetter.ch