29. August bis 12. September 2015
Diener Mo___Performative Akte
ein Ausstellungsprojekt von Olivia Wiederkehr, Nicole Schmid, Mo Diener, Barbara Hauser, Bettina Diel
Seit dem Frühjahr 2015 besuchen die fünf Künstlerinnen regelmässig den Kunstpavillon. Gemeinsam eröffneten sie ein kollektives künstlerisches Themenfeld. Sie haben sich einen Raum geschaffen, welcher sich immer wieder neu auffaltet. Ein gemeinsamer Boden, der neue Verbindungen und Verästelungen aufzeigt.
Während der gesamten Ausstellungsdauer im o.T. Raum für aktuelle Kunst arbeiten die Künstlerinnen kontinuierlich daran, ihre künstlerischen Erkenntnisse in vielfältigen plastischen wie medialen Arbeiten in den Ort einzuarbeiten. Dabei wird der Gruppenprozess, welcher im November 2014 begann, als künstlerisch-räumliche Verbindung zwischen den einzelnen Werken und im Austausch miteinander sichtbar. Die Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf den Prozess des Entstehens und der Transformation. Bereiche aus Tanz, Musik, Performance und Wissenschaft werden miteinander verbunden. Die gemeinsame Ausgangslage der entstandenen Arbeiten sind Daten aus paläoökologischen Erdbohrungen im Garten des Kunstpavillons, die von der Universität Bern durchgeführt wurden. Ebenfalls stützen sich einige Arbeiten auf Dokumente aus historischen Archiven zur Geschichte der direkten Umgebung des Kunstpavillons.
Die installativen Arbeiten und performativen Akte zeigen einen Prozess, der sich während der Ausstellungsdauer weiterentwickelt und in der Finissage am 12. September seinen Abschluss findet. Der gemeinsame Grund und Boden sowie die kollektiven performativen Akte sind Ausgangslage dieses Ausstellungsprojektes.
„Schwimmende Böden“, Bettina Diel, Installation, 2015
Sie sind ein einfacher Eingriff auf den Boden des Kunstpavillons – wirken der Illusion entgegen, dass Boden etwas Stabilisierendes ist. Wenn sich das Gleichgewicht immer wieder verschiebt in Achtsamkeit, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen demjenigen der geht und dem Boden der sich verschiebt. Das Publikum ist eingeladen, über diese zu wandern – mit nackten Füssen oder auch in Schuhen.
„Time capsule“, Mo Diener / Bettina Diel, Installation, 2015
Die beiden Künstlerinnen beschäftigt eine tiefe Transformation, das Vorbeigehen des Alten und das nicht vorhandene Neue. Eine handvoll Sand hat durch seine Materialität das Potential, eine TIME CAPSULE zu werden, eine organisierte Form, ein Instrument, das die Möglichkeit in sich trägt, vielschichtige Informationen zu transportieren.
Ein paleoökologischer Datensatz wurde konserviert. Er gibt den Blick frei auf 200 Jahre Erde und Leben an einem ganz konkreten Ort. Die Time Capsule schwebt – losgelöst vom Ort – über einem Meer aus schwimmendem Sand. Sie ist der Vitaminbooster in eine werdende Zukunft.
„Iteration“, Barbara Hauser, Videoinstallation, 2015
Die Qualität der Fortbewegung auf unwegsamem Untergrund wird in der Videoarbeit aufgenommen. Die Tänzerin Linda Britschgi schreitet langsam ein Terrain ab. Behutsam, auf Zehenspitzen, aber gleichsam bestimmt, suchen sich die nackten Füsse ihren Platz in der Erde. Die Musik ist in Zusammenarbeit mit dem Luzerner Komponisten Markus Wüthrich entstanden.
„Historische Spannungen und geschichtliche Vernetzungen“, Olivia Wiederkehr, Perfomance, 2015
Weisse Industriewebbings spannen sich vom Innern des Gartens über das Dach des Pavillons auf die Vorderseite des Grundstückes. Der Pavillon scheint festgebunden – festgehalten – innerhalb des Gartens. Die Spannpunkte im Garten führen von den Erdbohrungslöchern über das Dach auf die gegenüberliegende Seite zu historischen Punkten aus früherer und näherer Vergangenheit.
Performative Spaziergänge I-III: „Die Eiche, der Pilz und Oberst Pfeiffer“, Olivia Wiederkehr, Performance, 2015
Woher stammen die alten Eichen auf dem Grundstück des Kunstpavillons? Woher die Platane? Wie kam der Brunnen unter die Platane? Wofür wurde er genutzt? Die Besucher/innen werden mitgenommen auf einen narrativ-performativen Spaziergang durch den Garten und das angrenzende Gelände. Dabei werden neue Systeme aufgezeigt, die versuchen im Garten zu immigrieren oder vielleicht diesen schon besetzen.
„Terrain“, Thomas Peter / Nicole Schmid, Audioinstallation (4 Lautsprecher, Verstärker), 2015
Es ist ein akustisch-spielerischer Umgang mit der Untersuchung des Kunstpavillon- Terrains. Durch diese Interventionen wird Bewegung im Boden impliziert und die Imagination der Besucher/innen angeregt. Es entstehen neue Gedankenräume.
„o.T.“, Nicole Schmid, Lehmskulptur (Lehm, Handschuhe, Sockel), 2015
Die fünf Künstlerinnen bearbeiten auf Anweisung von Nicole Schmid ein Stück Lehm, welches aus dem Bodenareal des Kunstpavillons gewonnen wurde. Es wird das Cadavre-exquis-Prinzip angewandt – die Skulptur befindet sich in ständiger Transformation.
„Marker“, Barbara Hauser, Installation, 2015
Jede Künstlerin hat einen Marker, welcher in Bezug zueinander oder hinweisend auf Stellen, Objekte oder Augenblicke in die Erde gepflockt werden kann. So entsteht einerseits ein sich stetig wandelnder Reigen der Holzpfähle und anderseits ein Netzwerk von Spuren, Erinnerungen und Hinweisen.